Friedensgebet 2023
Friedensgebet am Baum der Religionen im Bürgerpark aktuell und lebensnah:
Informationen, Gebete und Lieder zum Thema „Solidarität mit den Armen“
Zum diesjährigen Friedensgebet am „Baum der Religionen“ lud der Internationale Kulturverein Pfaffenhofen (IKVP) am Mittwoch, 14. Juni in den Pfaffenhofener Bürgerpark an der Weiherer Straße ein. Der Internationale Kulturverein hat im Jahr 2017, zur Pfaffenhofener Gartenschau, die Patenschaft für den „Baum der Religionen“ bzw. „Baum des Friedens“ im Bürgerpark übernommen. Die Wildkirsche, die mit vielen bunten Bändern geschmückt ist, gilt seitdem als sichtbares Zeichen der Völkerverständigung und steht für das friedliche Zusammenleben der Religionen und Kulturen sowie Integration. Direkt daneben befindet sich auch die bronzene Friedensstele, die der Schrobenhausener Künstler Richard Gruber gestaltet hat.
Viele Besucher beim Friedensgebet 2023 im Bürgerpark Pfaffenhofen
Unter dem Thema „Frieden schaffen durch Solidarität mit den Armen“ stand das diesjährige Friedensgebet am Baum der Religionen, das über 90 Besucher im Pfaffenhofener Bürgerpark erlebten. Der Internationale Kulturverein Pfaffenhofen (IKVP) hatte dazu bereits zum siebten Mal eingeladen, und zum zweiten Mal übernahm der Chor der Liedertafel – diesmal mit seinem neuen Leiter Wolfgang Wirsching – die ansprechende musikalische Gestaltung.
Der Chor der Liedertafel unter der Leitung von Wolfgang Wirsching (vorne im Bild)
singt beim Friedensgebet am Baum der Religionen.
Am Friedensgebet waren wieder Verantwortliche der christlichen und islamischen Religionsgemeinschaften Pfaffenhofens beteiligt. Die Leitung und Moderation hatte Sepp Steinbüchler, der ehemalige Pastoralreferent der katholischen Stadtpfarrei.
Sehr lebensnah und aktuell wurde die Veranstaltung durch die Erfahrungsberichte von Dr. Hans Kern, dem Vorsitzenden des Fördervereins der Pfaffenhofener Tafel, und Willy Spatschek, der als Sozialpädagoge Obdachlose betreut. Um Armut und Hilfe für Bedürftige ging es auch in den zum Thema passenden, Mut machenden Texten aus der Bibel und dem Koran, denn Hilfe bei Hunger und Not gehört bei allen Religionen zu den Hauptanliegen. Vertreter der christlichen Gemeinden und der Imam der muslimischen Ditib-Gemeinde trugen die alten Texte nicht nur vor, sondern erläuterten auch den jeweiligen historischen Hintergrund.
Verantwortliche der christlichen und islamischen Releigionsgemeinschaften
Auf den Zusammenhang zwischen den Begriffen „Frieden“ und „Armut“ ging der ehemalige IKVP-Vorsitzende und Pastoralreferent Sepp Steinbüchler ein, der durch die Veranstaltung führte. So gehe es beim jüdischen Wort „Schalom“ ursprünglich nicht um Frieden im Gegensatz zu Krieg, sondern vielmehr um das Wohlergehen des Einzelnen und der Gemeinde. Und so gehe es um ein gerecht machendes Verhältnis unter den Menschen, den Nationen und auch zur Schöpfung. Ebenfalls missverständlich, so Steinbüchler weiter, sei der Bibelspruch „Selig die Armen im Geiste“, denn richtig übersetzt müsste es eigentlich heißen: „Glücklich, die den Bedürftigen beistehen“.
Eine Pfaffenhofener Einrichtung, die bereits seit 20 Jahren Arme und Armutsgefährdete sowie Flüchtlinge mit Essen versorgt, ist die Tafel. Wie Hans Kern erläuterte, arbeiten 100 Ehrenamtliche in fünf Orten im Landkreis in der Tafel mit, doch sie stehen zunehmend unter großem Druck. Seit Beginn des Ukraine-Kriegs hat sich nämlich die Zahl der Tafelkunden von rund 500 auf jetzt 1000 verdoppelt. Parallel dazu sind aber die Lebensmittelspenden immer knapper geworden, so dass das Essen nicht für alle reicht und immer mehr Waren zugekauft werden müssen. „Wir sind am Limit“, betonte Kern, und daher gibt es bei der Tafel seit einiger Zeit einen Aufnahmestopp und Wartelisten.
Vorsitzender der Pfaffenhofener Tafel, Hans Kern
Soziale Not und erschütternde Schicksale prägen auch den beruflichen Alltag von Willy Spatschek, der für die städtische Obdachlosenbetreuung zuständig ist. Die Stadt Pfaffenhofen hat vor etlichen Jahren an der äußeren Ingolstädter Straße drei Häuser für Obdachlose errichtet. Hier leben Einzelpersonen, überwiegend Männer, aber auch Familien mit Kindern teils wenige Tage, teils über Monate, manche aber auch jahrelang. Die Gründe für sozialen Abstieg sind vielfältig und reichen von Wohnungskündigungen und finanziellen Problemen über zerbrochene Familien oder Arbeitslosigkeit bis zu Alkoholsucht. Auf dem freien Wohnungsmarkt sind Mietwohnungen knapp und für Viele nicht bezahlbar. Und Sozialwohnungen gibt es viel zu wenige, die Wartelisten sind sehr lang.
Willy Spatschek
Sepp Steinbüchler bedankte sich für die interessanten Informationen und wies auf eine Spendenbox für die Tafel hin, in der am Ende der Veranstaltung rund 350 Euro zusammen kamen.
Ein großes Dankeschön ging auch an den Chor für die schönen Lieder sowie an alle Mitwirkenden und Helfer, an Max Hechinger jun. und Sebastian Gehrig für die Bereitstellung von Sitzbänken und Tontechnik, an die Mitglieder des albanisch-deutschen Vereins Sali Çekaj, die den „Baum der Religionen“ mit 112 bunten Bändern geschmückt hatten, symbolisch für die Menschen aus 112 Nationen, die in Pfaffenhofen leben. Nach dem gemeinsam gesprochenen Gebet der Vereinten Nationen „Verantwortung für die Welt“ und einem gemeinsam gesungenen Lied fand das Friedensgebet mit einem irischen Segenslied des Chors der Liedertafel seinen Abschluss.
Alle Fotos dieser Seite: E. Steinbüchler