Internatiuonaler Tag der Sinti und Roma
Jovan Nikolić: „Der Gast nirgendwoher“
Lesung zum Internationalen Tag der Sinti und Roma
Die Roma und Sinti in Deutschland, ihre Kunst, aber auch ihre Diskriminierung waren bereits vor einem Jahr Thema beim Internationalen Kulturverein Pfaffenhofen. Nach der erfolgreichen Ausstellung des Roma-Künstlers Alfred Ullrich in der Städtischen Galerie und dem Vortrag von Ilona Roché über die Geschichte der deutschen Sinti greift der Verein das Thema jetzt wieder auf: Anlässlich des Internationalen Tags der Sinti und Roma kommt Jovan Nikolić, einer der bedeutendsten Vertreter zeitgenössischer Roma-Literatur, zu einer Lesung nach Pfaffenhofen.
Jovan Nikolić, © A.Savin
Unter dem Titel „Der Gast nirgendwoher“ liest Jovan Nikolić am Donnerstag, 6. April 2023 (zwei Tage vor dem eigentlichen Gedenktag der Roma und Sinti) um 19 Uhr im Festsaal des Rathauses. Der Internationale Kulturverein lädt dazu alle Interessierten bei freiem Eintritt ein.
Jovan Nikolić wurde 1955 als Sohn einer Serbin und eines Rom in Belgrad geboren. Nachdem er während der Jugoslawienkriege Kritik am damaligen serbischen Präsidenten, dem Kriegsverbrecher Milosevic, geübt und ihn in seinem Kabarett-Programm öffentlich lächerlich gemacht hatte, verließ er seine Heimat und kam als Asylbewerber nach Deutschland. Seit vielen Jahren lebt er jetzt in Köln, wo er auch dem Verein Rom e.V. angehört, der sich für die Menschen- und Bürgerrechte von Sinti und Roma sowie die Verständigung von Rom (Roma und Sinti) und Nicht-Rom einsetzt.
Jovan Nikolićs Eltern waren Musiker, und auch er hat die Musik im Blut. Doch es ist vor allem die Literatur, die ihn bekannt gemacht hat und die ihn schon seit seiner Jugend begleitet. Er schreibt Gedichte und Prosa, hat etliche Bücher veröffentlicht (u.a. den Gedichtband „Der Gast nirgendwoher“), war Journalist und Kabarettist und hat auch Musiktexte und Kolumnen verfasst. Einen Namen bekam Nikolić auch durch seinen Song in Kusturicas Film „Schwarze Katze weißer Kater“ (1998) und das Antikriegs-Theaterstück „Kosovo mon amour“ (2000).
Er erhielt zahlreiche Preise und Auszeichnungen in Serbien, Italien, Deutschland, Österreich, Frankreich und Finnland. Er war Stipendiat der Heinrich-Böll-Stiftung, der Akademie der Künste Berlin, des deutschen PEN-Zentrum und des Cultural City Network Graz.
Sein musikalisches Erbe hat ihn beim Verfassen seiner Texte geprägt: Das Finden eines Rhythmus begleitet das Schreiben. Erzählende Gedichte und musikalisch komponierte Prosa legen Zeugnis von einer unverwechselbaren literarischen Stimme ab. Zahlreiche Werke wurden in zehn europäische Sprachen übersetzt.
In Pfaffenhofen liest Jovan Nikolić u. a. Gedichte aus „Der Gast nirgendwoher“ (2021), kurze Prosatexte aus „Seelenfänger, lautlos lärmend“ (2011) und Geschichten aus „Weißer Rabe, schwarzes Lamm“, das 2011 vom Kölner Stadtanzeiger zum „Buch für die Stadt“ ausgewählt wurde.
Die Einführung in die Lesung übernimmt die Künstlerin Carine Raskin-Sander, die im Internationalen Kulturverein für die Ausstellungen „Kunst deines Nachbarn“ verantwortlich zeichnet und sich schon im vergangenen Jahr dem Thema „Roma und Sinti“ gewidmet hat. In Zusammenarbeit mit der Pfaffenhofener Buchhandlung „Wortreich“ gibt es einen Büchertisch, an dem Jovan Nikolić nach seiner Lesung auch Bücher signiert.