Vortragsabend über Klimawandel und Klimagerechtigkeit

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Vortragsabend über Klimawandel und Klimagerechtigkeit

Mit einem Vortrags- und Diskussionsabend über „Klimawandel und Klimagerechtigkeit“ beendete der Internationale Kulturverein Pfaffenhofen (IKVP) am 8. November 2024 die diesjährigen Interkulturellen und Interreligiösen Wochen. Zu Gast im Pfaffenhofener Pfarrsaal war dabei der Münchener Theologe und Physiker Georg Sauerwein, der mit vielen Zahlen, Daten und Fakten die globalen und nationalen Probleme und Notwendigkeiten darlegte. Zugleich forderte er aber auch lokale Unternehmen, Verbände und Initiativen zum Handeln auf und nahm letztlich auch jeden Einzelnen in die Pflicht, seinen Lebensstil zu überdenken: „Wir müssen zumindest das Fliegen und den Fleischkonsum reduzieren – da kommen wir nicht drum herum.“ Ein Beispiel für eine ganz konkrete Initiative vor Ort gab Patricia Kufer, die bereits vor Jahren die Aktion „plastikfrei“ in Pfaffenhofen ins Leben gerufen hat und sich im „Arbeitskreis Schöpfung“ des Pfarrgemeinderates engagiert. Mit ihrer Gruppe „Schöpfungsjugend“ befasst sie sich zudem regelmäßig mit Umweltthemen, um Kindern und Jugendlichen spielerisch und ganz praktisch näherzubringen, was jeder Einzelne tun kann, um nachhaltiger und umweltschonender zu leben. Als Beispiele hatte sie einen selbst gebauten Nistkasten und handgemachte Seifenkugeln und Bienenwachstücher mitgebracht, mit denen man Plastik vermeiden kann.

Sepp Steinbüchler, der Leiter der AG Tisch der Religionen im IKVP und Initiator des Abends, stellte den Referenten Georg Sauerwein kurz vor, der derzeit an der Uni Innsbruck in Theologie promoviert, am Lehrstuhl für Christliche Sozialethik an der LMU München mitarbeitet und sich ehrenamtlich bei den „Christians for Future“ engagiert.


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Im Gespräch über Klimagerechtigkeit und konkrete Maßnahmen
(von links): Georg Sauerwein, Patricia Kufer, die
IKVP-Vorsitzende Marita Emrich und Moderator Sepp Steinbüchler.


„Wir haben alle eines gemeinsam: den Planeten Erde. Aber wir sitzen nicht alle im selben Boot, sondern manche hängen längst schon mühsam außen dran“, stellte Georg Sauerwein die Ungerechtigkeit der Klimakrise bildlich dar. Der globale Süden, also die zumeist ärmeren Länder, ist vom Klimawandel deutlich stärker betroffen als die reichen Länder des Nordens. Dabei tragen eigentlich die Industrieländer die „historische Schuld“, wie Sauerwein ausführte, denn sie haben in den letzten 150 Jahren 90 Prozent der klimarelevanten Gase ausgestoßen. Folgerichtig müssten sie auch den größeren Beitrag zum Klimaschutz leisten – selbst wenn es für sie nicht so sehr ums Überleben gehe wie für andere Regionen.

Und nicht nur wegen der größeren Verantwortung, sondern auch wegen ihrer stärkeren finanziellen Möglichkeiten sind die reichen Industrienationen in der Pflicht, betonte Sauerwein. „Klimaschutz braucht Solidarität und Kooperation“, forderte er und meinte damit Solidarität zwischen den reichen und den armen Ländern ebenso wie Solidarität innerhalb eines Landes zwischen den gut Situierten und den Bedürftigen. Denn auch in einem reichen Land wie Deutschland könne sich längst nicht jeder Klimaschutzmaßnahmen leisten. „Die individuellen Möglichkeiten sind sehr unterschiedlich“, meinte Sauerwein und nannte als ein Beispiel Obdachlose, die der Witterung, ob Hitze oder Starkregen, oft schutzlos ausgesetzt sind. „Klimagerechtigkeit hat viele Aspekte - und die Ungerechtigkeit ist so groß“, erklärte der Referent. So seien die armen Länder, die kommenden Generationen und die Natur die Hauptleidtragenden der Klimaverschmutzung. Und die Hauptverantwortung komme nicht nur den reichen Ländern, sondern auch den reichsten Menschen zu, denn „wer viel fliegt, braucht viel Energie“. In jedem Fall würde ein „weiter so“ großes Leid für die Armen in Deutschland und weltweit bedeuten.

„Es gibt Konflikte zwischen Klimamaßnahmen und Armut“, führte Sauerwein aus, und soziale Konflikte würden durch ökologische Probleme noch verstärkt. Daher müssten Klimaschutz und Armutsbekämpfung bzw. Entwicklungshilfe Hand in Hand gehen. Daher sei Solidarität gefordert, und zwar kurzfristig in Form von Katastrophenhilfe, mittelfristig durch Anpassung an die Folgen des Klimawandels (die so genannte Adaption) und langfristig mit „Mitigation“, die den Ausstoß von Treibhausgasen so begrenzen soll, dass das Klima langfristig geschützt wird. Nach seinem Vortrag hatte Georg Sauerwein noch einige Fragen zu beantworten, und mit seiner Antwort auf die letzte Frage sprach er wohl allen Zuhörern aus dem Herzen: „Kann man die große Katastrophe von den armen Ländern überhaupt noch abwenden?“ – „Man darf niemals aufgeben! Jedes zehntel Grad ist wichtig.“